Atelier Chardon Savard

Prof. Tutia Schaad

Head of Fashion Innovation, experimentelle Modeillustration und digitale Grafik

"Gute Mode gründet auf einer Haltung"

Nach ihrem Abschluss als Meisterschülerin an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee und einem Praktikum bei Givenchy Haute Couture in Paris gründete Tutia Schaad gemeinsam mit Johanna Perret 2009 die Marke PERRET SCHAAD. Nach neun erfolgreichen Jahren mit ihrem Fashion Label wechselt Modedesignerin Tutia Schaad in die Lehre und die Fakultät der Modeschule Atelier Chardon Savard erhält damit einen prominenten Neuzugang.

Zum 1. August beruft das Atelier Chardon Savard am Campus Berlin sie als Professorin für Experimentelle Modeillustration und digitale Grafik. Die Modedesignerin und Mitbegründerin der Modemarke PERRET SCHAAD unterrichtet im Studiengang Fashion Design B.A. als Head of Fashion Innovation.

 

Wofür wird Ihr Name am Atelier Chardon Savard stehen?  

Als Head of Fashion Innovation stehe ich beim Atelier Chardon Savard für ein konzeptionelles, technischen Innovationen zugewandtes Modeverständnis. Dieses inhaltliche Profil habe ich gemeinsam mit den Verantwortlichen beim Atelier Chardon Savard erarbeitet. Der digitale Wandel hat auch in der Modeindustrie erhebliche Auswirkungen. Mit der Entwicklung von Hightech-Fasern und smarten Textilien, mit neuen Entwurfs- und Visualisierungsmöglichkeiten verändern sich Kreations-, Herstellungs- und Vertriebsprozesse. Hier will ich aktiv dabei sein. Ich will gemeinsam mit Textilherstellern experimentieren, ich will gemeinsam mit meinen Studierenden konzeptionell arbeiten und Visionen für nachhaltige Mode entwickeln. 

Außerdem werde ich am Atelier Chardon Savard Berlin für eine enge Vernetzung mit der deutschen Modebranche stehen. In den neun Jahre PERRET SCHAAD habe ich enge Kontakte mit ganz unterschiedlichen Akteuren der Modeindustrie aufgebaut. Dieses Netzwerk wird in meinem Unterricht und in meinen Kooperationsprojekten zu spüren sein, davon werden die Studierenden profitieren.  

Das ACS Berlin ist erst vor einem Jahr eröffnet worden. Trotz der Reputation des Atelier Chardon Savard in Paris ist die Modeschule in Deutschland noch wenig bekannt. Was reizt Sie an dieser jungen Marke?

Genau das. Ich liebe es, zu gestalten. Ich liebe es, Projekte voran zu bringen und zu sehen, wie sie sich entwickeln. Deshalb habe ich die Arbeit für PERRET SCHAAD als so inspirierend und bereichernd empfunden. Diesen Gestaltungsanspruch kann ich auch beim ACS Berlin verwirklichen. Unter Leitung von Prof. Suzan Terzioglu hatte das Atelier Chardon Savard im vergangenen Jahr einen tollen Start und konnte sich in der deutschen Modehauptstadt bereits gut etablieren. Trotzdem ist noch viel Raum, Akzente zu setzen und mich auch persönlich zu entwickeln. Diesen Raum habe ich gesucht. 

Wie wichtig ist Ihnen Berlin?

Berlin ist mir persönlich sehr wichtig. Auch für PERRET SCHAAD hatten meine Partnerin und ich die Entscheidung getroffen, dass unser Atelier nach Berlin gehört. Diese Stadt ist in einer kontinuierlichen Bewegung. Sie gibt mir das Gefühl, sie mitaufbauen zu dürfen. Auch wenn ich überall auf der Welt wichtige Erfahrungen gesammelt habe, unter anderen in Paris in den Studio von Givenchy Haute Couture, so lag mein besonderes Augenmerk immer auf Berlin. Das gilt auch für den Nachwuchs. Berlin macht es jungen Fashion Designern leicht, sich zu inspirieren, zu vernetzen und auszuprobieren. 

Sie sind eine nachweislich erfolgreiche Modedesignerin. Was macht Sie so zuversichtlich, dass Sie eine gleichermaßen erfolgreiche Professorin sein werden?

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass gute Mode auf einer Haltung gründet, einer Haltung gegenüber der Welt, einer Haltung gegenüber der Gesellschaft. Ich habe diese Dimension in meiner Arbeit immer stark reflektiert. Deshalb denke ich, dass ich sie auch den Studierenden vermitteln kann. Ich will die Studierenden anleiten, ihre individuellen Standpunkte und damit ihre spezielle Formsprache zu finden. Ich freue mich sehr, Teil des kreativen Diskurses am Atelier Chardon Savard zu sein.

Wie sind Sie zum Fashion Design gekommen?

Seitdem ich ein Bleistift halten kann, zeichne ich. Schon als Kind saß ich vor der Tür unseres Hauses in Hanoi und habe unaufhörlich Figuren, Kostüme und Kleidung gezeichnet. Als ich sieben Jahre alt war, bin ich mit meiner Mutter nach Frankreich und in die Schweiz gezogen. Trotzdem diente mir die leise und bescheidene Stadt Hanoi lange als natürliche Leinwand für meine Inspiration. Aus Frankreich habe ich vor allem den französischen Umgang mit Mode und Stil mitgenommen und aus der Schweiz den hohen Anspruch an Design und Architektur. Das waren sehr starke motivierte Impulse. Irgendwann war mir dann ganz klar, dass ich Mode machen werde, auch wenn ich erst ein Semester Ökonomie und Psychologie studiert habe und es bereichernd fand.

Was liegt Ihnen im Rahmen Ihrer Professur am meisten am Herzen? Was wollen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern vor allem anderen vermitteln? 

Bevor ich diese Professur angenommen habe, habe ich sehr genau überlegt, was ich als Professorin vermitteln kann und was ich vermitteln möchte. Ich habe ein persönliches Lehr-Manifesto entwickelt. So will ich meine Schülerinnen und Schüler unterstützen: 

  • dass sie ihre Angst vor dem „leeren Blatt“ verlieren. Kreativität ist ein Prozess, den man lernen und üben kann. 
  • dass sie sich mit Themen unserer Gegenwartsgesellschaft auseinandersetzen und diesen „Zeitgeist“ in ihre Gestaltungsideen einfließen lassen
  • dass sie Spuren des Arbeitsprozess in dem finalen „Produkt“ sichtbar machen
  • dass sie Ehrgeiz und Ausdauer entwickeln und viel Spaß bei der Arbeit haben.