Atelier Chardon Savard

Prof. Suzan Terzioglu

Programme Representative Studiengang­leiterin

"Keine Angst vor Neuem haben"

Suzan Terzioglu ist seit 2017 Professorin und Studiengangleiterin für Fashion Design B.A. bei Atelier Chardon Savard in Berlin. Davor war sie als Professorin für kreative Schnittgestaltung lange Jahre bei Atelier Chardon Savard in Paris tätig. 

Zuvor war sie als Expertin bei CASAMODA ACADEMY CMA (Hochschule für Fashiondesign) in Casablanca, Marokko für die Einführung der Pädagogik von Atelier Chardon Savard Paris verantwortlich. 

Auch mit dem Designer Marc Le Bihan hat sie in Paris bereits zusammen gearbeitet und u.a. als Schnittmacherin und Organisatorin von Fashion Shows zehn Jahre Berufspraxis gesammelt. Ihre eigene Minikollektion hat sie bei „Les Ateliers de Paris“ präsentiert und verkauft und war dort auch als Maßschneiderin für Privatkunden tätig.

In der Boutique „PIGALLE“ hat sie ebenfalls Modelle verkauft. Ihr Modedesign-Studium absolvierte Suzan Terzioglu an der Hochschule für Gestaltung mit Diplom-Abschluss in Pforzheim.

Suzan Terzioglu über die Didaktik des Atelier Chardon Savard

Am Atelier Chardon Savard studieren heißt, die eigene Kreativität systematisch schulen. Beide Gehirnhälften sollen gleichermaßen stimuliert werden. Das ist Kern der Pädagogik des Atelier Chardon Savard, den die Gründerin Dominique Savard mit ihrem Ehemann Cyril Chardon in vielen Jahren ausgearbeitet hat und seit 30 Jahren erfolgreich anwendet.

Kreative Prozesse bewusst anstoßen

In den westlichen Wissensgesellschaften dominieren meist die Aktivitäten der linken Gehirnhemisphäre. Dort sind Funktionalitäten wie Sprache, Analysefähigkeit, Zahlenverständnis und Logik angesiedelt. Der rechten Gehirnhälfte wird das Intuitive, die Emotion, das globale Erfassen der Probleme, die visuellen, musischen und kreativen Aspekte zugeschrieben. Für den kreativen Prozess braucht es die bewusste Aktivierung beider Gehirnhälften, so die Überzeugung der Gründer.  

Lernen durch Ausprobieren

Jenseits dieser Grundidee lebt das Studium des Atelier Chardon Savard von der Praxis. Die Studierenden lernen durch Ausprobieren. Ein Querschnitt von Materialien und Fächern vermittelt das Zusammenspiel der Arbeitsbereiche in der Modeindustrie. Dominique Savard hat dafür den Begriff „la transversalité“ gefunden. 

Die technischen und kreativen Aufgaben jedes Semesters sind immer in einen Kompetenzrahmen gestellt. In diesem Rahmen, der von Studienjahr zu Studienjahr größer wird, muss der Studierende so viele Ideen wie möglich sammeln. Auch hier zitiere ich einen sehr wichtigen Begriff aus dem Vokabular von Dominique Savard: „la pensée divergente“. Auf Deutsch würde man übersetzen: „das abweichende Denken“.

Die Studierenden lernen, Gegebenheiten, Elemente oder Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Ziel ist es, innovative Ideen oder neue technische Lösungen zu fördern. Ein wichtiges Element für den kreativen Prozess ist es auch, unkonventionelle Techniken und Methoden anzuwenden. Der vorgegebene Rahmen soll den jungen Menschen helfen, ihre kreative Freiheit zu finden. Diese Aufgaben werden individuell, aber auch oft in Gruppen erarbeitet. Es ist wichtig, dass die Studierenden früh lernen, zu kommunizieren und im Team zu arbeiten.

Arbeiten mit Vorgaben – wie im späteren Beruf

Überhaupt setzen wir uns im Studium bereits stark mit einem Berufsleben auseinander, das von Rahmenbedingungen und Vorgaben geprägt ist. Denn das ist typisch für die Arbeit von Modedesignern. Hier kreativ zu sein und im Rahmen der Vorgaben von Marken, Materialien oder Themen Neues zu schaffen, ist die hohe Kunst von Modedesignern. Das Ziel ist, motivierte Absolventen in die Berufswelt rauszuschicken, die Spaß und keine Angst vor Herausforderungen haben und sich an unterschiedliche Situationen anpassen können. Das bedeutet auch, flexibel sein zu können.

Ich wurde vor neun Jahren gefragt, am Atelier Chardon Savard in Paris zu unterrichten. Ich habe damals eine Schule entdeckt, die sehr berufsrealistisch und konkret in ihrer Methodik ist. Sie bereitet einen sehr gut auf „die Welt da draußen“ vor und gibt einen wahren Einblick, wie dieser Beruf aufgegliedert und wie alles miteinander verknüpft ist. Trotzdem sage ich immer zu meinen Studierenden aus Paris und Berlin, dass die eigentliche Schule erst nach der Schule anfängt. Mein Wunsch ist es, dass sie immer weiter neugierig bleiben, keine Angst vor Neuem haben (unser größter Feind!), immer weiter danach dürsten, sich Wissen anzueignen, zu recherchieren und ausprobieren. 

Was ich an Dominique Savard sehr schätze, ist, dass sie uns Professorinnen und Studierenden immer erlaubt hat, Fehler zu machen. Denn nur aus Fehlern lernen wir und die schönsten Kreationen entstehen aus Fehlern und Überraschungen. Danke rechte Gehirnhälfte!